Bericht zur Studienfahrt nach Wien (Oktober 2023)

In diesem Jahr führte die Studienfahrt der Gutenberg Akademie 14 Juniormitglieder vom 6. bis 9. Oktober 2023 in die Hauptstadt Österreichs. Mit rund zwei Millionen Einwohner:innen ist Wien nicht nur die zweitgrößte Stadt im deutschen Sprachraum, sondern auch in Tradition des Wiener Kongresses als Diplomatenstadt und mit mannigfaltigen historischen Bauwerken in unterschiedlichsten Stilen auch in architektonischer Hinsicht ein Hingucker.

Wissenschaft und Bildung wird in Wien großgeschrieben: 15 Universitäten und Hochschulen bieten ein zahlreiches Studienangebot und beheimaten zahlreiche Forschungsprojekte. Alle 14 Mitglieder gestalteten das Reiseprogramm aktiv mit und trugen so dazu bei, dass wir trotz des kurzen Aufenthalts vor Ort spannende und lehrreiche Einblicke in Stadtleben, Kultur, Politik und Wissenschaft mitnehmen konnten. Im Austausch mit anderen Promovierenden vor Ort haben wir darüber hinaus auch einiges über das österreichische Wissenschaftssystem gelernt.

Den für den Freitagnachmittag geplanten Austausch mit Attila Halasz von der Central European University (CEU) konnten wir aufgrund einer erheblichen Verspätung unserer Zugverbindung nicht mehr wahrnehmen. Mehr über die CEU und ihre Lehr- und Forschungsaktivitäten zu erfahren, insbesondere vor dem Hintergrund der Verdrängung der CEU aus Budapest und die Einschränkung der akademischen Freiheit durch die ungarische Regierung. Das samstägliche Reiseprogramm startete mit einer Führung durch das Österreichische Parlament. Unser in der Demokratiebildung tätiger Tourguide zeichnete dabei nicht nur in die Entwicklung und das politische System der österreichischen Republik nach, die beide zahlreiche Parallelen zur Bundesrepublik Deutschland aufweisen, sondern führte auch in die architektonischen Besonderheiten des Parlamentsgebäudes ein.

Am Nachmittag unternahm die Gruppe einen selbstgestalteten Stadtrundgang über die berühmte Ringstraße: Auf den Spuren von Otto Wagner, dem berühmten Stadtplaner Wiens, starteten wir an der Österreichischen Postsparkasse im Jugendstil. Über das Museum der angewandten Kunst, das einige von uns am späten Abend auch noch in der Langen Nacht der Museen besuchten, ging es zum Café Prückel, einem traditionsreichen Wiener Kaffeehaus, in dem die Gruppe nicht nur eine echte Wiener Melange oder einen Verlängerten zu sich nahm, sondern auch in einem selbstgestalteten Quiz mehr über die Wiener Kaffeehauskultur erfuhr. Im nahegelegenen Stadtpark entdeckten wir sodann die ersten musischen Spuren berühmter Wiener Komponisten wie etwa Johann Strauss, dem dort ein Denkmal gewidmet ist. Die vergoldete Bronzestaue zählt, dessen konnten wir uns selbst überzeugen, zu den meistfotografierten Denkmäler in Wien. Weiter ging es auf der Ringstraße entlang des Palais des Erzherzogs Ludwig Viktor, über das „Albertina modern“-Museum zur Wiener Staatsoper, die am Sonntag noch eines unserer Reiseziele sein sollte. Über den Burggarten und das Maria Theresien Denkmal, gewidmet der ersten weiblichen Habsburgerregentin, endete unsere Tour am bereits besichtigten Parlament. Am Abend kehrten wir in einem traditionellen Wiener Restaurant, dem Esterházystüberl, ein, um uns für die anstehende Lange Nacht der Museen zu stärken. In Kleingruppen aufgeteilt besuchten wir klassische Kunstmuseen wie die Albertina oder das Kunsthistorische Museum, das Museum für angewandte Kunst, das Naturhistorische Museum, kleine Ausstellungen etwa zur weltweit größten Globensammlung, oder bewunderten Schmetterlinge im Tropenhaus und schwarze Löcher im Planetarium. All diese vielfältigen Eindrücke waren noch am Sonntagmorgen beim Frühstück Gesprächsthema.

Nach dem Frühstück brach unsere Gruppe mit neuer Energie zur Wiener Staatsoper auf, einem der bekanntesten und produktivsten Opernhäuser der Welt und bedeutendes Wahrzeichen der Stadt. Eine Führung durch das beeindruckende Gebäude gewährte uns nicht nur einen Blick hinter die Kulissen der berühmten Bühne Wiens, wir erfuhren auch zahlreiche Details über die Geschichte des Bauwerks und den Betrieb dieses kulturellen Juwels. Nach der Führung trennten sich unsere Wege: Einige entschieden sich, die Albertina zu besuchen, die sie bei der Langen Nacht der Museen verpasst hatten. Andere wiederum machten sich auf den Weg zum Gaming-Museum, wo sie in die Geschichte der Computer- und Arcadespiele eintauchten, oder besuchten den Campus der Universität Wien, welcher mit einer Mischung aus historischer und moderner Architektur beeindruckte. Am Abend fand sich die Hälfte der Gruppe in einem gemütlichen Restaurant zusammen, das traditionelle österreichische Köstlichkeiten servierte, und machte sich im Anschluss zum Wiener Prater auf, dem traditionsreichen Vergnügungspark. Die andere Hälfte der Gruppe entschied sich, am Abend die Giacomo Puccinis Oper „Tosca“ in der Staatsoper zu besuchen. Nach diesen erlebnisreichen Stunden trafen wir uns wieder, tauschte unsere Eindrücke aus und ließen den Tag gemeinsam in einem Irish Pub ausklingen.

Am Montagmorgen besuchten wir das Rathaus. Dieses historische Gebäude, das von 1872 bis 1883 im neogotischen Stil erbaut wurde, beeindruckt mit seinem 98 Meter hohen Hauptturm und seinen gut erhaltenen Räumen. Während der Führung erfuhren wir viel über die Stadtgeschichte, und das damit verbundene bürgerliche Selbstverständnis, die kommunal- und regionalpolitischen Verfahren sowie über aktuelle Entwicklungen in Wien. Beeindruckende Veranstaltungsräume im Rathaus, darunter der Festsaal und der öffentliche Innenhof, betonten die enge Verbindung zwischen den Bürgern und der Stadtverwaltung. Die Stadtentwicklung in Wien, darunter Sozialwohnungen und Klimaanpassungen, könnte anderen Städten als Vorbild dienen. Das Rathaus selbst ist ein Symbol der Wiener Demokratie und hat eine lange Geschichte politischer Debatten, die letztendlich zu Wiens Status als eine der lebenswertesten Städte der Welt führten. Der Besuch bot uns daher spannende Einblicke in Wiens Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Vor der Rückfahrt stand der Besuch einer universitären Institution auf dem Programm – die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw). Das Musikpädagogische Institut hat ihren Sitz im Akademietheater, wo wir vom Universitätsassistenten Benedikt Plößnig empfangen wurden. Nach einer Führung durch die Bibliothek und die Räumlichkeiten des Instituts besuchten wir die Ausstellung exil.arte, auf der die musikalischen Werke von geflüchteten Komponist:innen, u. a. Arnold Schönberg und Ernst Toch, in Form von Hörbeispielen akustisch sowie anhand biographischen Tafeln visuell erfahren werden konnten. Nach einer kurzen Kaffeepause in einem einheimischen Wiener Café, in dem gewöhnlich die Beratungsgespräche für Promovierende stattfinden, bekamen wir im Rahmen einer Campustour noch das Hauptgebäude der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien zu sehen.

Von zahlreichen Eindrücken inspiriert bedanken wir uns bei allen Mitgliedern der Gutenberg Akademie, die uns bei der Organisation unterstützt haben und uns damit diese schöne Erfahrung ermöglicht hat!