Bericht zur Studienfahrt nach Leipzig (November 2021)

Anfang November 2021 – und somit coronabedingt ein Jahr später als ursprünglich geplant – stand für 9 Juniormitglieder die Studienfahrt nach Leipzig auf dem Programm. Diese wurde genutzt, um vielseitige Einblicke in die Geschichte der Stadt zu gewinnen und sich mit Promovierenden vor Ort auszutauschen.

Gleich nach der Ankunft am Nachmittag des 08.11. führte uns der Weg zum Völkerschlachtdenkmal, dessen Bedeutung und Erbauungsgeschichte uns durch kurze Vorträge aus den eigenen Reihen präsentiert wurden. Am folgenden Tag steuerten wir die Innenstadt an und reisten noch einige Jahre weiter in die Vergangenheit der bedeutenden Messestadt, indem wir dem Bachmuseum einen ausführlichen Besuch abstatteten, wo uns das Leben und Werk des berühmten Komponisten in Bild, Ton und Schrift nähergebracht wurden. Auch die unmittelbar gegenüberliegende Thomaskirche – zentraler Wirkungsort Bachs – durfte dabei von uns natürlich nicht ausgelassen werden.

In der anschließenden Stadtführung stand dann jedoch ganz die jüngere Vergangenheit im Fokus: Die Gruppe wurde insbesondere zu wichtigen Stätten im Zusammenhang der letzten Wochen der DDR geführt im Zeichen der „Friedlichen Revolution“. Start der Tour war die Nikolaikirche, Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen von 1989, deren Entstehen und Verlauf uns in eindrucksvollen Schilderungen vermittelt wurden. Den Geschehnissen chronologisch folgend wurden die jeweils dazugehörigen Orte angesteuert, die bei den immer größer werdenden Protesten der Bevölkerung Schauplatz wichtiger Ereignisse wurden, welche letzten Endes die Wiedervereinigung ermöglichten. Abgeschlossen wurde ein intensiver zweiter Tag mit der Besichtigung der Universitätsbibliothek Albertina und der dortigen aktuellen Ausstellung „Übersetzte Religionen. Im Dickicht der wahren Worte“.

Am Mittwoch erwartete uns dann zunächst eine Führung in der Deutschen Nationalbibliothek, die Einblicke in die Hintergründe ihrer Gründung und ihre Geschichte seit 1913 gewährte. Insbesondere Umfang und Art der dortigen Arbeit wurden deutlich, welche neuen Herausforderungen die letzten Jahrzehnte gebracht haben und wie diese sich auch auf die Entwicklung der Institution bis heute ausgewirkt haben. Auch hier lieferten eine Ausstellung zu Übersetzungen sowie das Buch- und Schriftmuseum einen tieferen Einblick in Themen der DNB. Die Sonderausstellung „Störenfriede. Kunst, Protest und das Ende der DDR“ bot darüber hinaus Gelegenheit, der ostdeutschen Geschichte und ihrer überaus aktiven wie disruptiven Kunst- und Kulturszene näherzukommen.





Im Anschluss folgte ein Besuch in der Gedenkstätte Museum „Runde Ecke“, das die Eindrücke der Stadtführung vom Vortag und die Sonderausstellung komplementierte. Begrüßt mit dem Hinweis, es handele sich bei dem Museum in jeder Hinsicht um eine „Zeitreise“, konnten wir nicht nur über die tägliche Praxis in der Leipziger Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit lernen, sondern auch eine Ausstellung kennenlernen, der in sich ein historischer Wert zukommt und die maßgeblich von dem nach der Wende gegründeten Bürgerkomitee für die Auflösung der ehem. Stasi geprägt ist. So arbeitet diese nicht nur die Art und Weise auf, welche Spionage- und Druckmittel die Stasi gegen seine eigene Bevölkerung verwendete, sondern auch wie effektiv die Aktenvernichtung war, durch die eine heutige Aufarbeitung verlangsamt und so maßgeblich erschwert ist. Für viele waren grade dieses Erleben der ostdeutschen Vergangenheit an den Orten ihres Geschehens eine eindrückliche Erfahrung.

Als Tagesabschluss war darüber hinaus am Abend ein Austausch mit den dortigen Mitgliedern des Promovierendenrats der Universität Leipzig geplant. Insbesondere aufgrund der aktuellen Überlegungen, auch an der JGU Mainz einen solchen Promovierendenrat einzurichten, bot sich ein Austausch über die Organisation des Rates in Leipzig als Vergleichspunkt an. So handelt es sich dabei um ein studentisches, fachbereichsübergreifendes Gremium von Promovierenden, die u.a. Mitspracherechte bei aktuellen Fragen im universitären Betrieb haben, die Interessen der Promovierenden vertreten und zusätzlich Angebote der universitätsinternen Vernetzung schaffen. Abschließend erhielten wir eine Führung durch das 2012 eingeweihte Augusteum, das neue Universitätshauptgebäude am Augustusplatz, dessen moderne Fassade sich der des angrenzenden Paulinums (Aula und Universitätskirche) anschließt. So wurden als Erinnerung an die 1968 gesprengte Paulinerkirche Elemente dieser in die Fassade integriert. Der Platz und das Gebäude waren bereits Gegenstand der Führung zur Friedensbewegung von 1989 gewesen und so wurde noch einmal der Bogen zum Vortag gespannt.

Kurz vor der Heimreise am Donnerstag warfen wir noch einen Blick in das bekannte Leipziger Gewandhaus und nutzten das herrliche Wetter, um vom Dach des City-Hochhauses die gesamte Stadt sowie das Umland zu betrachten und uns mit dieser Impression vom facettenreichen Leipzig zu verabschieden. Für die Ermöglichung dieser wertvollen und schönen Erfahrung – die belegt hat, dass sich auch im Inland lohnenswerte Ziele für eine Studienfahrt finden lassen – gilt der Gutenberg Akademie der Dank aller Teilnehmenden!