Bericht zur Studienfahrt nach Kopenhagen (Oktober 2022)

Die diesjährige Studienfahrt, die vom 7.-10. Oktober 2022 stattfand, führte 12 Juniormitglieder in die skandinavische Stadt Kopenhagen. Das Reiseprogramm wurde von allen Mitgliedern aktiv gestaltet, um möglichst viel vom kulturellen Angebot der Stadt zu profitieren sowie den Austausch mit anderen Promovierenden vor Ort zu ermöglichen.

Nach Ankunft, Check-in und einer kurzen Mittagspause am Freitag, machten wir uns gleich auf den Weg zu unserem ersten Programmpunkt: dem Besuch des Health Tech Hearing Systems Centre der DTU (Dänische Technische Universität). Das Zentrum umfasst verschiedene Abteilungen, deren Forschungsschwerpunkt auf einem tieferen Verständnis des komplexen menschlichen Hörsystems liegt. Dem herzlichen Empfang durch den Abteilungsleiter Prof. Dr. Torsten Dau, und die Studienkoordinatorin, Caroline van Oosterhout, folgten fünf spannende Projektpräsentationen von Doktorierenden und Postdoktorierenden, die an den neuesten technischen und klinischen Entwicklungen im Bereich der Hör- und Sprachstörungen forschen. Anschließend erhielten wir einen Einblick in die experimentellen Einrichtungen des Zentrums, insbesondere in die beiden eindrucksvollen audiovisuellen Immersionslabore.

Der nächste Tag begann mit einem Spaziergang zur Christiansborg. Wie wir aus dem Kurzvortrag eines unserer Mitglieder erfuhren, handelt es sich um das einzige Gebäude der Welt, in dem alle drei Staatsgewalten untergebracht sind: das dänische Parlament oder Folketing (Legislative), das Büro der Ministerpräsidentin (Exekutive) und der oberste Gerichtshof von Dänemark (Judikative). Fans der dänischen Politserie „Borgen“ konnten die Schauplätze vieler Szenen wiedererkennen. Bei der anschließenden Führung durch die Innenräume des Parlaments hatten wir die Gelegenheit, mehr über die Entwicklung der dänischen Demokratie zu erfahren. Da das Folketing erst kurz zuvor aufgrund vorgezogener Neuwahlen aufgelöst worden war, fanden wir die Räume des Parlaments außergewöhnlich leer vor und konnten einen umfangreichen Blick hinter die Kulissen des Arbeitsplatzes der Abgeordneten werfen.

Am Nachmittag führte uns eine ortsansässige Architektin durch das Hafenviertel Vesterbro. Einst ein überwiegend privates Geschäftsviertel mit wenigen Möglichkeiten für die BürgerInnen, bei schönem Wetter das Wasser zu genießen, gilt das Hafenviertel heutzutage als ein Wahrzeichen der nachhaltigen Stadtplanung Kopenhagens. Das 2013 von einer Architektengruppe entworfene Projekt Kalvebod Bølge besteht aus mehreren wellenförmigen Stegen, schwimmenden Plattformen und kleinen Holzbrücken, die sich entlang der gesamten Uferpromenade erstrecken und neue öffentliche Räume zum Spazieren, Entspannen oder Ausüben verschiedener Wassersportarten schaffen. Von Vesterbro aus begaben wir uns zur nächsten Station unseres Tagesprogramms und wohl einer der meistbesuchten Touristenattraktionen Kopenhagens: der Freistadt Christiania. Die Gemeinde wurde 1971 als alternative Wohnsiedlung von Hausbesetzern gegründet, die gegen die hohe Arbeitslosigkeit und den Mangel an bezahlbaren Wohnraum im Stadtzentrum protestierten. Christiania befindet sich auf einem 34 Hektar großen ehemaligen Militärstützpunkt im Stadtteil Christianshavn und hat heute knapp 1000 Einwohner. Eine dieser Bewohnerinnen war unsere Gastgeberin, die selbst seit 24 Jahren dort lebt und uns einige der Erfolge, aber auch die aktuellen Herausforderungen der Gemeinde erläuterte, bevor sie uns auf einen Rundgang durch die Stadt führte.

Am Sonntagmorgen besichtigten wir Danmarks Radio (DR), die 1925 gegründete dänische öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Fernsehanstalt. Das Gesamtkomplex des DR umfasst eine Fläche von 124.000 m² und besteht aus vier transparenten, siebenstöckigen Gebäuden, die durch verglaste Gänge miteinander verbunden sind. Neben der Besichtigung verschiedener Produktionsräume, in denen Nachrichtensendungen, Talkshows und Serien gedreht werden, hatten wir auch die Gelegenheit, für ein paar Minuten Gastgeber und Publikum am Set einer berühmten dänische Late-Night-Show zu spielen.Beim Betreten des mächtigen Redaktionsraum waren wir überrascht, viele Journalisten an auch am Wochenende an ihren Schreibtischen arbeiten zu sehen. Die Auswirkungen der anstehenden dänischen Parlamentswahlen waren hier erneut zu sehen. Wir verließen also leise das Großraumbüro und begaben uns zum Koncerthuset. Zum Abschluss unserer Tour konnten wir dort den beeindruckenden Konzertsaal des dänischen Rundfunks besichtigen, gestaltet vom französischen Architekten Jean Nouvel und in 2009 mit 1800 Plätzen eröffnet.

Da das restliche Tagesprogramm jedem zur freien Gestaltung offen stand, teilten wir uns nach einer kurzen Kaffee- und Eispause in kleinere Gruppen auf. Für einige war es höchste Zeit, der berühmten kleinen Meerjungfrau, die vom gleichnamigen Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen inspiriert wurde, einen Besuch abzustatten. Andere Sehenswürdigkeiten entlang des Weges dorthin, etwas nördlich von Kopenhagen, sind die sternförmigen Festungsmauern aus dem Jahr 1662 sowie die Festung selbst, das Kastellet. Dank der Öresundbrücke – die längste Brücke Europas mit Straßen- und Eisenbahnverkehr – ist Malmö nur einen Katzensprung von Kopenhagen entfernt. Also beschlossen einige in der Gruppe, die halbstündige Zugfahrt zu machen und ein paar Stunden in der schwedischen Nachbarstadt zu verbringen. Diejenigen von uns, die sich für einen Aufenthalt im Stadtzentrum entschieden, konnten aus einer Vielzahl von Museen und Kunstgalerien wählen. Einige entschieden sich für einen Besuch der Ny Carlsberg Glyptotek, die vor allem für ihre Sammlung antiker griechischer und römischer Skulpturen bekannt ist, aber auch für ihre umfassende Sammlung dänischer Werke aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Darüber hinaus beherbergt die Glyptotek auch viele Skulpturen des französischen Bildhauers Augustin Rodin, von denen „Der Denker“ wohl die bekannteste ist. Der alte und der neue Flügel des Museums sind durch einen schönen Wintergarten mit einer Glaskuppel verbunden, in dem sich unter anderem ein Café befindet und der von weiteren Marmorstatuen und Palmen umgeben ist. Anlässlich des Architekturfestivals, das in der Woche unseres Aufenthalts in Kopenhagen stattfand, entschied sich der Rest von uns für einen Besuch des Danish Architecture Centre. Das DAC stellt seit 1985 die neuesten Trends in Sachen Innovation und Nachhaltigkeit im Bereich der Architektur und bietet sowohl Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachleute wie auch kulturelle Aktivitäten, die für alle offen sind. Die zentrale Ausstellung zum Zeitpunkt unseres Besuches trug den Titel „Women in Architecture“ und würdigte die – oft übersehenen oder geradezu vergessenen – Werke von Architektinnen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Darüber hinaus wurden anhand einer Reihe von Videointerviews die Erfahrungen zeitgenössischer dänischer Architektinnen in Bezug auf Gleichstellung und Sichtbarkeit innerhalb der Branche beleuchtet. Unseren letzten Abend in Kopenhagen verbrachten wir im Folkehuset Absalon, einem kulturellen Gemeinschaftszentrum, das 2015 in einem ehemaligen Kirchengebäude im Stadtteil Vesterbro eröffnet wurde. Neben zahlreichen Veranstaltungen wie Yogakursen, Tischtennisturnieren und Musikkonzerte, bietet das Zentrum seinen Besuchern die Möglichkeit, sich beim gemeinsamen Abendessen zu treffen und neue Leute kennenzulernen.

Am Montagmorgen, nach dem gemeinsamen Frühstück und einem letzten Spaziergang durch die nahegelegene Kopenhagener Parks, war es Zeit, abzureisen. Inspiriert und voller Energie kehrten wir nach Mainz zurück und bedanken uns bei allen Mitgliedern der Gutenberg Akademie, die diese schöne Erfahrung ermöglicht haben!

 

 

 

 

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Allgemein